'Kreidefelsen auf Rügen' von Caspar David Friedrich
Bildanalyse "Kreidefelsen auf Rügen" von Caspar David Friedrich
Während moderne Reisende ihren Urlaubsort fotografieren, posten, liken und teilen, hat Caspar David Friedrich ihn gemalt: Das Gemälde "Kreidefelsen auf Rügen" ist das Dokument seiner Hochzeitsreise, die im Sommer des Entstehungsjahres 1818 stattfand. Als typisches Werk der Romantik verbindet das Gemälde die Eindrücke der Landschaft mit den Sehnsüchten bzw. den inneren Zuständen seines Schöpfers. Die Originalversion kann im "Museum Oskar Reinhart" am Stadtgarten in Winterthur besichtigt werden. Wie viele seiner Arbeiten setzte Caspar David Friedrich auch den "Kreidefelsen auf Rügen" aus mehreren Skizzen zusammen, so dass eine konkrete Verortung des Motivs schwierig ist. Die langjährige Vermutung, es handle sich um einen Blick von den Wissower Klinken, erwies sich als unzutreffend, da diese während des Insel-Aufenthaltes von Caspar David Friedrich und seiner Frau Christiane Caroline noch nicht existierten. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass der "Kreidefelsen auf Rügen" die so genannte Stubbenkammer zeigt. Dem Betrachter fallen neben der meisterhaft eingefangenen Landschaft jedoch vor allem die Figuren in der Szene auf: Zwei Männer, deren Blicke in die Ferne gerichtet sind, und eine Frau, die mit ihnen zu kommunizieren scheint. Inwieweit Caspar David Friedrich die Körperhaltung der Personen und die Farben ihrer Kleidung bewusst eingesetzt hat, ist strittig. Nach Interpretation von Experten könnten das rote Kleid der sitzenden Dame, der blaue Gehrock des liegenden Mannes und der dunkelgrüne Mantel des am Baum Lehnenden für Liebe, Glaube und Hoffnung stehen. Damit bilden sie menschliche Tugenden ab, welche den "Kreidefelsen auf Rügen" über ein bloßes Landschaftsbild anlässlich der Hochzeit von Caspar David Friedrich hinausheben.