'Der Tod des Sardanapal' von Eugène Delacroix
Leidenschaft, Gewalt und Dekadenz: Eugène Delacroix und der Untergang Sardanapals
Das Gemälde „Der Tod des Sardanapal“ von Eugène Delacroix ist eines der bedeutendsten Werke der französischen Romantik. Entstanden im Jahr 1827, zeigt das monumentale Bild ein dramatisches und chaotisches Szenario, das von der Geschichte des assyrischen Königs Sardanapal inspiriert ist. Das Werk besticht durch seine dynamische Komposition, seine lebendige Farbgebung und seine theatralische Inszenierung von Gewalt, Verzweiflung und Leidenschaft. Delacroix ließ sich für dieses Gemälde von einem Werk des britischen Dichters Lord Byron inspirieren. In dessen Drama „Sardanapal“ wird die Geschichte des letzten assyrischen Königs erzählt, der angesichts der drohenden Niederlage durch feindliche Truppen beschließt, sein Leben und sein Reich in einem Akt der Zerstörung zu beenden. Statt sich zu ergeben, ordnet Sardanapal die Vernichtung all dessen an, was ihm lieb und teuer ist: Seine Frauen, Diener, Pferde und Schätze sollen mit ihm sterben. Delacroix griff diese Thematik auf und verwandelte sie in ein gewaltiges Gemälde, das die Essenz der romantischen Bewegung einfängt – die Hinwendung zum Extremen, zur Emotionalität und zur Darstellung von exotischen, oft grausamen Szenen. Das monumentale Werk, das 3,92 × 4,96 Meter misst, ist ein wahrer Wirbel aus Farben, Formen und Bewegungen. Im Zentrum des Bildes thront Sardanapal auf einem reich geschmückten Bett, das wie ein Podest wirkt. In gelassener Pose beobachtet er die grausamen Szenen um ihn herum. Seine Gesichtszüge sind kalt und distanziert, fast gelangweilt, während um ihn herum das Chaos tobt. Rings um den König spielen sich dramatische und gewalttätige Szenen ab: Frauen werden brutal umgebracht, Diener versuchen vergeblich, Schmuck und Reichtümer zu retten, und Tiere werden abgeschlachtet. Die Figuren sind in komplexen Posen dargestellt, die an barocke Dynamik erinnern. Die Komposition ist diagonal ausgerichtet, was die dramatische Spannung noch verstärkt. Delacroix, bekannt für seine meisterhafte Verwendung von Farben, setzte hier kräftige, kontrastreiche Töne ein, um die emotionale Intensität des Moments zu unterstreichen. Rote und goldene Farbtöne dominieren das Bild und verleihen ihm eine fast unheimliche Glut. Das Licht ist diffus und scheint aus dem Inneren der Szene zu kommen, wodurch ein Gefühl von Unheil und drohender Katastrophe erzeugt wird. „Der Tod des Sardanapal“ ist weit mehr als eine historische Szene. Es verkörpert zentrale Themen der Romantik: die Verbindung von Eros und Thanatos, die Dekadenz und der Verfall, sowie die Flucht in exotische und extreme Welten. Sardanapal selbst wird als Symbol für einen tyrannischen Herrscher dargestellt, der lieber alles zerstört, als es seinen Feinden zu überlassen. Seine Gelassenheit im Angesicht des Gemetzels zeigt eine verrohte, nihilistische Haltung, die von dekadenter Überlegenheit geprägt ist.