'Der Tiger' von Franz Marc
Bildbeschreibung “Der Tiger“ von Franz Marc
Obwohl er keinen seiner gefährlichen Reißzähne zeigt, wirkt dieser Tiger bedrohlich. Und obwohl das im Jahr 1912 entstandene Bild von Franz Marc dem Expressionismus zuzurechnen ist, zeigt es bereits deutliche Anzeichen kubistischer Malerei. Der Stil des im "Lenbachhaus" zu München ausgestellten Ölgemäldes nimmt Anleihen bei dem von Franz Marc bewunderten Künstler Robert Delaunay - lässt aber auch andere Schlüsse zu... Die scharf voneinander abgegrenzten Flächen und die spitzen Ecken, die beim Betrachten des "Tiger"-Bildes auffallen, spiegeln den Kampfgeist und die Stärke des abgebildeten Tieres wider. Der Effekt verstärkt sich durch die direkt nebeneinander platzierten Komplementär-Farben, welche Franz Marc für die Darstellung gewählt hat. Im Wechsel von Hell und Dunkel glauben aufmerksame Beobachter, das Licht- und Schattenspiel der Zweige zu erkennen, unter denen der Tiger im Dickicht auf seine (hier nicht sichtbare) Beute lauert. Doch das alles ist nur Illusion, denn Franz Marc nutzte als Vorbild für sein weltberühmtes animalisches Portrait ein relativ zahmes Exemplar aus dem Berliner Tiergarten. An dem hier heimischen Tiger betrieb er intensive Naturstudien, die ihm ein gutes Bild von den Bewegungsabläufen und dem charakteristischen Blick des Dschungel-Räubers lieferten. Ein Grund dafür, warum Franz Marc seinem im Bild festgehaltenen Tiger einen so überzeugenden Ausdruck verleihen konnte. Der andere ist die breite Nase, deren Wurzel in einer pfeilförmigen Zeichnung zwischen den aufmerksam beobachtenden Augen endet. In ihr treffen künstlerische Freiheit und naturgetreue Darstellung auf so diskrete Weise zusammen, dass sich die Berühmtheit des "Tiger"-Bildes quasi von selbst erklärt.