'Das Letzte Abendmahl' von Leonardo da Vinci
Bildbeschreibung "Das Letzte Abendmahl“ von Leonardo da Vinci
Kein Motiv passt besser in den Speisesaal des Klosters "Santa Maria delle Grazie" als Jesus im Kreis seiner Jünger - noch dazu während eines gemeinsamen Essens. Das jedenfalls dachte sich Herzog Ludovico Sforza, als er Leonardo da Vinci den Auftrag zur Ausführung des Wandgemäldes "Das Abendmahl" erteilte. Doch was der listige Künstler im Jahre 1498 ablieferte, war keine übliche Version der berühmten Begebenheit - sondern seine ganz eigene Sicht auf das Geschehen. Zwar zeigt Leonardo da Vinci genau die gleiche Szene, die schon Dutzende Künstler vor ihm gestaltet haben - aber er verleiht ihr etwas ausgesprochen Natürliches. Die zum Abendmahl versammelten Jünger stecken erregt die Köpfe zusammen; nur ihr Gastgeber sitzt aufrecht - und wirkt etwas verloren inmitten der Schar. Kein Wunder: Soeben hat er einen seiner anwesenden Freunde des bevorstehenden Verrats bezichtigt. Nun ist das Entsetzen groß - und die Unruhe verständlich. Das Abendmahl verläuft anders als erwartet und Leonardo da Vinci fängt diesen Moment meisterhaft ein. Selbst der wirkliche Verräter Judas ist ganz überrascht. Noch scheint er nicht zu wissen, ob er sich abwenden soll oder nicht. Einer aber bleibt ganz ruhig: Jesus. Größer, milder und vor allem gelassener als die anderen sitzt er mit offenen Händen bei seinem definitiv letzten Abendmahl. Im Bewusstsein, dass es sich bei ihm um eine zwar besondere, aber doch ganz normale Person handelt, hat Leonardo da Vinci komplett auf die üblichen Insignien der Heiligkeit verzichtet. Sein Jesus trägt weder einen Strahlenkranz noch sonstige Anzeichen göttlicher Abstammung. Er ist, was er zu diesem Zeitpunkt noch war: ein liebender, vergebender, in sich ruhender Mensch.