'Amor als Sieger' von Michelangelo Caravaggio
Bildbeschreibung "Amor als Sieger" von Michelangelo Caravaggio
Was dem Besucher der Staatlichen Museen zu Berlin auf diesem 1601/02 entstandenen Gemälde entgegen lacht, ist nicht nur der titelgebende Amor, sondern vor allem eine gehörige Portion Hohn. Der italienische Barock-Maler Caravaggio inszenierte den seit der Antike bekannten Liebesgott als provozierenden Halbstarken, der eines genau weiß: Aus dem immerwährenden Kampf zwischen Kopf und Herz kann nur einer - nämlich er, Amor als Sieger hervorgehen. Das von Michael Angelo Merigi di Caravaggio geschaffene Kunstwerk ist so unmissverständlich, dass sich jede Interpretation erübrigt: Über den achtlos zusammengeschobenen Insignien der Weisheit, der Macht und der schönen Künste treibt ein etwas unsympathisch wirkender Knabe derbe Späße. Entgegen sonst üblicher Darstellungen ist dieser Amor längst kein unschuldiges Kind mehr - aber noch nicht erwachsen genug, um einen würdevollen Sieger abzugeben. Er macht keinen Hehl aus seiner Überlegenheit - und erst recht nicht aus dem Spaß, welchen ihm selbige bereitet. Der nicht ganz saubere, dunkel geflügelte Jüngling feiert sich mit einem kindisch anmutenden Streich selbst als Amor, den Sieger. Tatsächlich wirkt das Caravaggio-Werk weniger wie eine Abbildung, sondern wie ein Blick in den Spiegel: Gleichwohl die Augen des Knaben aus dem Gemälde heraus gerichtet sind, scheint der gezeigte Amor eher sich anzuschauen als den Betrachter. Manche Zeitgenossen und spätere Kritiker glaubten, darin einen Hinweis auf das Privatleben von Caravaggio zu entdecken, denn der Maler galt als sexuell vielfältig interessiert. Ganz eindeutig aber hat er hier nur gezeigt, was ohnehin alle wissen: Omnia vincit amor - als Sieger aus allem geht die Liebe hervor.