'Caféterrasse am Abend' von Vincent van Gogh
Informationen zum Gemälde "Caféterrasse am Abend“ von Vincent van Gogh
Auf den ersten Blick gleicht das Ölgemälde in den Ausstellungsräumen des Kröller-Müller Museums zu Otterlo (Niederlande) einem modernen Schnappschuss. So wie Touristen ihre Eindrücke heute per Handy, Tablet oder Smartphone festhalten, hat Vincent van Gogh via den Mitteln seiner Zeit einen Moment eingefroren, der ihn besonders fasziniert hat. Was aber veranlasste den Künstler, ausgerechnet diese "Caféterrasse" zu malen - einen Freisitz, wie es ihn 1888 wahrscheinlich zu Hunderten in Arles gab? Es war weniger die Einrichtung selbst als vielmehr ihre Umgebung, die Vincent van Gogh zu dieser Entscheidung bewogen hat. Dementsprechend trägt das Werk nicht den Namen des Lokals, sondern die Bezeichnung der Tageszeit im Titel. Im Original heißt es "Terrasse du café le soir" - "Caféterrasse am Abend". Und tatsächlich misst der Künstler dem nächtlichen Schimmer über der Straße die gleiche Beachtung bei wie dem Geschehen auf dem Pflaster. Zu diesem Zweck vollzieht er einen ungewöhnlichen Perspektiv-Wechsel: Im Gegensatz zu bisherigen van Gogh-Werken wirken die Menschen und das Mobiliar winzig. Umso mehr Aufmerksamkeit widmet der Maler dem Geschehen um die abgebildete "Caféterrasse". Er zeigt geschäftig umherstreifende oder müßig verweilende Personen, die sich der Mächtig- und Unendlichkeit des über ihnen befindlichen Sternenhimmels kein bisschen bewusst sind. Alle geben ihren eigenen Befindlichkeiten nach. Eine Anklage aber erhebt Vincent van Gogh mit seinem Bild nicht. Es geht ihm nicht darum Untätigkeit, Ablenkung oder Geschäftigkeit anzuprangern. Vielmehr will er zeigen, dass Unterschiede existieren - und verschiedene Dinge gleichzeitig möglich sind: Das alltägliche bzw. -nächtliche Geschehen um die "Caféterrasse" auf der einen, der seit Jahrmillionen unveränderte Kosmos auf der anderen Seite. Innerhalb des van Gogh'schen Oevres bildete das Bild den Auftakt zu einer Reihe von Werken mit ähnlichem Motiv.